Die Fotografin Bettina Lockemann erhielt das Stipendium „Hannover Shots“ 2019/2020. Sie überzeugte die Fachjury mit ihrem fotografischen Werk und mit ihrem relevanten und spannenden Projektvorhaben, das unmittelbar die Stadt Hannover und ihr Verkehrssystem in den Blick nimmt.

Welche Verkehrshistorie hat Hannover? Funktioniert das aktuelle Verkehrskonzept der Stadt? Welche neuen Verkehrsteilnehmer gibt es? Wie verändert sich die Mobilität an diesem Ort in der nahen Zukunft? Diesen Fragen ging Bettina Lockemann in Hannover nach und fuhr dabei über 400 km mit dem Fahrrad durch Hannover.

Die Fotografin musste ihre Stipendien-Ausstellung durch die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Lockdowns mehrmals verschieben und konnte sie erst 2022 in der Galerie für Fotografie Hannover (GAF) zeigen.

Bettina Lockemann studierte künstlerische Fotografie und Medienkunst in Leipzig und promovierte im Fach Kunstwissenschaft an der Kunstakademie in Stuttgart. Als Professorin lehrte sie Praxis und Theorie der Fotografie an der HBK Braunschweig. Derzeit arbeitet sie freischaffend als Künstlerin und Fototheoretikerin.

Website der Fotografin: 

archivalien.de

Frau mit kurzen Haaren
Bettina Lockemann © Elisabeth Neudörfl
Ausstellung

„Kurven Kreisel Tangenten“

Die Ausstellung „Kurven Kreisel Tangenten“ der Kölner Fotografin Bettina Lockemann wurde vom 1. bis 24. April 2022 in der Galerie für Fotografie (GAF) in Hannover gezeigt. In ihrer Ausstellung setzte sich Bettina Lockemann mit den aktuellen Entwicklungen von Mobilität und Verkehrsflüssen in der niedersächsischen Landeshauptstadt auseinander.

Kurven, Kreisel, Tangenten – auf dieses Vokabular stieß Bettina Lockemann in den Archiven, als sie sich mit dem Entwurf des Stadtbaurats Rudolf Hillebrecht für das vom Krieg zerstörte Hannover beschäftigte. Kurven, Kreisel und Tangenten bilden die Dynamik seines viel beachteten Entwurfs für eine „autogerechte Stadt“ ab: In breiten Straßen fließt der Verkehr um den Innenstadtring, wird in Kreiseln zusammengeführt und teilt sich wieder; große Tangenten berühren den Ring, ohne jedoch den Stadtkern zu durchkreuzen.

Wie aber sieht der Verkehrsfluss in Hannover heutzutage aus? Welchen Einfluss nehmen umweltgerechte Alternativen? Mit künstlerisch-dokumentierendem Blick beobachtete Bettina Lockemann in den Monaten vor der Pandemie die Mobilität auf den Straßen in Hannover. Sie legte in vier Wochen über 400 km mit dem Fahrrad zurück und fand dabei kaum Verkehrschaos vor, wie sie betont.

Die Fotografin stieß auf eine Vielzahl von Verkehrsteilnehmer*innen, die den städtischen Raum auch visuell definieren: Car- und Bike-Sharing-Unternehmen, Elektroscooter, ein App-gesteuertes Sammeltaxi, Zulieferservices für Getränke und Paketpost, Waschanlagen für Fahrräder und begleitende Angebote aus dem Internet. Ihre Fotos verdeutlichen, wie sehr die Mobilität das Stadtbild bestimmt. Mehr noch, sie zeigen, dass Mobilität zutiefst mit unserer Art zu leben verknüpft ist.

Wenn Bettina Lockemann den „Rudolf-Hillebrecht-Platz“ mit sich entgegenkommenden Radfahrern festhält, schließt sie damit humorvoll einen Kreis um ein sich sehr dynamisch entwickelndes Thema, das über Kreisel, Kurven und Tangenten hinausweist.

Zur Ausstellung entstand ein Katalog.